Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg besuchte das Pharmaunternehmen Pohl-Boskamp in Dägeling. Im Mittelpunkt des Gesprächs mit dem Unternehmerehepaar Marianne Boskamp und Dr. Henning Ueck sowie Babette Reiken, Geschäftsführerin und Leiterin des Bereichs Market Access, standen neben den Auswirkungen aktueller gesundheitspolitischer und weltwirtschaftlicher Herausforderungen vor allem die Erfolge des norddeutschen Familienunternehmens.
Das ausschließlich in Schleswig-Holstein produzierende mittelständische Unternehmen verdeutlichte im Gespräch mit Gesundheitsminister Garg positive Aspekte in der Unternehmensentwicklung. So hat das pharmazeutische Unternehmen während der Corona-Pandemie im Bereich der klinischen Forschung einen wichtigen Beitrag zur Behandlung von COVID-19-Patientinnen und Patienten geleistet.

Die Leitung des Unternehmens stellte Minister Garg die Ergebnisse der sogenannten COVARI-Studie vor. Bei dieser wurde ELOM-080, der Wirkstoff in GeloMyrtol® forte, als zusätzlicher Baustein in der Therapie von hospitalisierten, künstlich zu beatmenden COVID-19-Patientinnen- und -Patienten untersucht. Die Patientinnen und Patienten wurden 14 Tage mit ELOM-080 oder Placebo behandelt. Beides wurde als Add-on-Therapie zur üblichen Krankenhaus-COVID-19-Behandlung verabreicht. In der zweiten Behandlungswoche verspürten die Patientinnen und Patienten, die ELOM-080 und kein Placebo erhalten hatten, signifikant weniger Kurzatmigkeit und benötigten deutlich weniger zusätzlichen Sauerstoff. Auch nach der zweiwöchigen Behandlung waren die Patientinnen und Patienten der ELOM-080-Gruppe körperlich besser belastbar und litten weniger unter Kurzatmigkeit. „Da bereits im frühen Stadium einer SARS-CoV-2-Infektion eine Beeinträchtigung der Atemwegsbarriere (mukoziliäre Clearance, MCC) vorliegt und insbesondere der Abtransport des Atemwegssekrets verlangsamt ist, werden Bakterien und Viren wie auch SARS-CoV-2 Viren weniger effektiv aus den Atemwegen abtransportiert. Die Gefahr einer Infektion steigt. ELOM-080 verbessert die Fließgeschwindigkeit des Atemwegssekrets und fördert den Abtransport von Bakterien und Viren“, erklärt Babette Reiken. Zum Engagement des Unternehmens im Hinblick auf Forschung und Entwicklung sowie dessen wirtschaftliche Bedeutung in Schleswig-Holstein sagte Gesundheitsminister Heiner Garg: „Als einer der größten Arzneimittel- und Medizinproduktehersteller in Schleswig-Holstein kommt das Unternehmen Pohl-Boskamp einer besonderen Verantwortung nach. Auch während der Pandemie hat es neue wissenschaftlich untersuchte Ansätze zur Behandlung von COVID-19-Patientinnen und -Patienten auf den Weg gebracht. Für das Land ist es sehr wichtig, dass eines der führenden mittelständischen Pharmaunternehmen Deutschlands hier in Schleswig-Holstein produziert. Das sichert Beschäftigung und Wohlstand für die Menschen in Schleswig-Holstein.“
Im Gespräch mit Minister Garg erläuterte die Leitung des Unternehmens ebenso die wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Auch wenn diese das Geschäft des Unternehmens zurzeit beeinträchtigen, steht für die Unternehmensführung die schlimme Situation der Menschen in der Ukraine an erster Stelle. Hierbei ist das Unternehmen bereits selbst mit gutem Beispiel vorangegangen und helfend tätig geworden. „Der Ukraine-Krieg ist für die Betroffenen überaus schrecklich. Deshalb engagieren wir uns im Rahmen diverser Spendenaufrufe bei verschiedenen Hilfsorganisationen mit Geld-, vor allem aber Sachspenden in Form von Arzneimitteln und Medizinprodukten“, kommentierte Marianne Boskamp.
Die pharmazeutischen Hersteller spüren bereits deutlich die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der Coronavirus-Pandemie: Bekanntlich steigen sowohl die Energie- als auch die Transportkosten massiv. Das Unternehmen kauft weltweit die Wirk- und Hilfsstoffe nebst Packmaterialien ein und vertreibt die Fertigprodukte in mehr als 50 Länder. Hinzu kämen Preissteigerungen, Lieferterminverzögerungen oder Ausfälle bei den Hilfsstoffen, Papier, Pumpen, Aluminiumfolie, Glas und Kunststoffen seitens der Lieferanten. „Solche Preissteigerungen hat es in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Im Transportbereich haben wir Schwierigkeiten, Container mit versorgungsrelevanten Arzneimitteln überhaupt auf dem Seeweg an unsere Kunden zu verschicken. Vor Kurzem wurden uns Container, die im Hamburger Hafen bereits zur Verladung bereit waren, zurück auf den Hof gestellt“, berichtet Dr. Henning Ueck. „Für unsere Belegschaft ist es unter diesen Bedingungen sehr schwer, die Produktion der Arzneimittel und Medizinprodukte überhaupt zu planen“, so Marianne Boskamp.
